Meine Tiere

Hier möchte ich die Gelegenheit nutzen um über meine Tiere zu schreiben. Tiere die ich besessen habe, Tiere die ich kennengelernt habe, Tiere die meinen Lebensweg gekreuzt und mich geprägt haben.

    Mein erster Hund: Baxi

    Mein zweiter Hund: Lissy

    Gar nicht mein Hund: Max

    Max

    Speedy

    Lizzy, die zweite

    Konrad




Baxi

Ich war etwa 13 Jahre alt, als mein kleiner Bruder eines Tages nachhause kam und ich meinen sehnsüchtigsten Traum in Erfüllung gehen sah. Er hatte am Nachmittag einen Mann mit einem kleinen Hund auf der Straße getroffen und gefragt, ob er diesen streicheln dürfe. Der Mann drückte ihm die Strippe mit dem Hund in die Hand und sagte "Schenk ich dir." Bis abends zog er mit seinem Freund und dem Hund durch die Gegend. Dann kamen sie nachhause.

Wir hatten immer Tiere: Katzen, Meerschweinchen, Hamster, Wellensittiche, Mäuse. Meine Mutter
pflegte zu sagen: "Ein Glück, dass unsere Tür so klein ist, sonst würdet ihr mir noch einen Elefanten anschleppen." Aber mein Traum, ein eigener Hund, ging jetzt erst in Erfüllung. Ich kannte alle Hunderassen, hatte etliche Bücher über Hundeerziehung gelesen, Tierbücher sowieso. Natürlich dauerte es keine zwei Stunden und ich hatte den Hund "abgezogen", meinem Bruder erklärt, dass er ihn sowieso nicht erziehen könne, bla, bla, bla – es hat geklappt.

Meine Eltern lebten damals in Trennung und so brachte keiner von beiden es übers Herz, den Hund zu verbieten. Vielleicht wollte auch niemand der Buhmann sein? Mir war es egal. Von nun an gehörte meine gesamte Freizeit dem Hund. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass es eine Hündin war brauchte ich natürlich einen exklusiven Namen, den sonst niemand hatte. Ich zog mit meiner Schulfreundin los und wir tauften den etwa 6 Monate alten Spitzmischling auf den Namen Baxi.

Irgendwo her hatte ich ein uraltes Buch aus dem Ersten Weltkrieg, in welchem ausführlich beschrieben wurde, wie die eingesetzten Hunde ausgebildet wurden. Dieses Buch habe ich von der ersten bis zur letzten Seite durchgearbeitet. Baxi konnte alle Tricks die darin erwähnt wurden. Normalerweise brauchte ich einen Nachmittag um ihr etwas Neues beizubringen. Dazu schmierte ich eine oder zwei Schmalzstullen, schnitt diese in kleine Häppchen und belohnte Baxi damit. Ich weiß nicht, ob sie besonders klug war oder ich besonders geschickt? Jedenfalls brannte sie darauf, Dinge zu lernen. Ich war superstolz auf sie und mir gefiel es auch, dass sie regelmäßig von zuhause ausbüxte, um mich in der Schule zu suchen. Oft hörte ich: "Monika, dein Hund ist wieder da, bring ihn mal nachhause." Manchmal durfte sie auch im Unterricht bleiben. Ich hatte keinen blassen Schimmer, woher sie wusste, dass ich in der Schule bin oder gar wo die Schule war. Mein Schulweg war ein Fußweg von etwa 20 Minuten und er führte über zwei große Hauptstraßen. Wenn auch der Verkehr in Berlin, damals Mitte der 70er Jahre, nicht annähernd so stark war wie heute, gefährlich war es allemal. Aber sie kam nie zu Schaden.

Meine Mutter war dann allein mit sechs Kindern und viel Geld war da ohnehin nicht. Baxi ist nur einmal in ihrem Leben beim Tierarzt gewesen. Da hatte sie komischen Haarausfall und ich musste meine Mutter schwer überzeugen, mir das Geld für den Tierarzt zu geben. Dort bekam sie eine Spritze und alles war wieder in Ordnung. Von meinem Vater, der inzwischen ausgezogen war, bekam ich zu Weihnachten eine rote Leine, ein Halsband und einen Maulkorb im Set geschenkt. Ich war natürlich stolz wie Oskar, bekam aber dennoch eine Backpfeife weil ich herummoserte, dass der Maulkorb zu groß wäre. Es gab nie wieder eine Leine oder ein Halsband.

Zweimal ist Baxi ausgebüxt, als sie läufig war. Das erste Mal mit dem Rauhaardackel eines älteren Herrn aus unserer Nachbarschaft. Er kam mehrmals vorbei und fragte, ob sie wieder da wären, was dann allerdings erst am nächsten Nachmittag der Fall war. Die zweite Affäre hatte sie mit einem wunderschönen blonden Afghanen, sie dauerte nur einen Nachmittag und abends waren beide wieder zuhause. Nachwuchs hat Baxi nie bekommen. Vielleicht wusste sie, dass sie ihre Welpen nie hätte behalten dürfen. Meine Mutter machte keinen Hehl daraus, wie damals Welpen entsorgt wurden. Dafür war Baxi die beste Ziehmutter für verwaiste Kätzchen, auch für die Jungen unserer Katze. Sobald diese ihr Körbchen verlassen hat, legte Baxi sich rein und strahlte über ihr ganzes Hundegesicht. Ich liebte sie auch dafür.

Etwa drei Jahre später kam Lissy dazu und meine Mutter wollte die Hunde irgendwann nicht mehr im Haus haben. Mit meinem kleinen Bruder zusammen baute ich im Garten einen Hundezwinger wo beide dann rein mussten. Damals wagte ich den offenen Widerstand noch nicht und gab klein bei. Die Nachmittage gehörten trotzdem den Hunden, ich ging mit ihnen in den Wald, die Königsheide in Johannisthal. Auch während meiner Lehrzeit und auch danach blieb das so.
Baxi wurde etwa 12 Jahre alt und lag eines Morgens tot im Zwinger.

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Spinne

Lissy

Lissy war aus dem Tierheim an der Jannowitzbrücke. Einer meiner älteren Brüder, er wohnte nicht mehr bei uns, wollte unbedingt einen Hund haben und fragte mich um Rat. Ich sollte ihn begleiten damit wir den Richtigen auswählen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was für Hunde ich gesehen habe, es war auf jeden Fall ein grauseliges Erlebnis. Dunkel, stinkend und über dem Kopf die dröhnenden S-Bahn-Waggons. Ein kleiner, betonierter Innenhof als Hundeauslauf. In meinen schlimmsten Träumen kann ich mir vorstellen, was die armen Tiere dort aushalten mussten.

Da mein Bruder keine Erfahrung mit Hunden hatte, war mir klar, dass es ein sehr junger Hund sein sollte. Der Mitarbeiter zeigte uns zwei Schäferhund-Welpen, gerade einmal acht Wochen alt. Sie seien von einem Züchter, der den Wurf aber nicht mit so vielen Welpen abgenommen bekäme und darum hat er die beiden Hündinnen vor ein paar Tagen ins Tierheim gebracht. Ich suchte die kräftigste aus, schwarze Decke, braune Beine. Sie wurde Bessy genannt und ist mit elf Monaten in einen fahrenden Zug gerannt. Mein Bruder stand mit ihr an einer Bahnschranke und sie hat vermutlich durch die rollenden Räder etwas auf der anderen Seite gesehen. In 150 Metern Entfernung hat er das leblose blutige Fellbündel gefunden.

Mein Bruder und ich brachten den kleinen Welpen also erst einmal nach Hause und meine ältere Schwester verliebte sich sofort in den Hund. Meine Mutter gab ihr die Erlaubnis, den zweiten Welpen, der noch im Tierheim war, für sich zu holen. Sofort fuhr ich mit ihr wieder zum Tierheim, aber es war schon geschlossen. Draußen stand ein etwa 16-jähriger Junge mit einem zehn Jahre alten dicken Dackel an der Leine. Der Junge weinte, weil er nicht wusste wohin er mit dem Tier sollte. Am nächsten Tag begann seine Lehrausbildung an einem Internat und seine Eltern hatten ihm gesagt, er solle das Tier ins Heim bringen. Ich weiß nicht, was er gemacht hat.

Mit meiner Schwester fuhr ich am nächsten Tag noch einmal zum Tierheim und wir holten Lissy. Da ich noch zur Schule ging und sie in ihrer Ausbildung war, hatte ich natürlich bedeutend mehr Zeit, mich um Lissy und Baxi zu kümmern und es kam, wie es kommen musste - auch Lissy wurde mein Hund. Viele Jahre später hat sie mir gesagt, wie schlimm sie das damals fand. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dass es ihr ganz recht war und sie es so wollte. Meine Freizeit verbrachte ich mit den Hunden und Freunden, die auch Hunde hatten. Alles passte perfekt.

Lissy kam auch in den Genuss des Ausbildungsbuches für Kriegshunde, das ich besaß und lernte vorbildlich. Baxi war die ältere und auch wesentlich cleverer als Lissy, beide zusammen ergänzten sich aber perfekt. Vor der Schule eine Runde im Park und nach der Schule sofort wieder raus mit den Hunden, das war das Leben, das ich wollte.

Sie war schon ein kleiner Feigling. Im Winter wenn an irgendeiner Ecke ein Schneemann gebaut worden war und wir beim Spaziergang daran vorbei kamen, schob sie blanke Panik und wollte keinen Schritt mehr machen. Ich musste sie dann an die Leine nehmen, so dass sie keine andere Wahl hatte. Wenn ich abends im Dunkeln mit ihr unterwegs war, brauchte ich auch überhaupt keine Angst haben. Mich konnte nicht einmal jemand nach der Uhrzeit fragen, sie ging sofort hoch und wollte beißen. Voraussetzung dafür war allerdings, dass ich sie an der Leine hatte denn ansonsten hätte sie das Weite gesucht um SICH in Sicherheit zu bringen.

Meine Mutter bestand dann später auf der Zwingerhaltung und nachdem Baxi gestorben war, trennte ich mich von Lissy. Ich hatte inzwischen drei Kinder und gar nicht mehr die Zeit, mich richtig um Lissy zu kümmern. Sie sollte aber nicht allein sein und so kam sie zu meiner Nichte und ihrem Mann. Sie lebten auf dem Land und er war Schäfer. Lissy bewachte den Hof perfekt und ich bekam später zu erfahren, dass mein Neffe noch nie einen so toll ausgebildeten Hund gehabt hätte. Und das obwohl auch die Hundeausbildung Bestandteil der Ausbildung eines Schäfers ist und er alle seine Hunde selber ausgebildet hatte.
Lissy wurde 13 Jahre alt.

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Spinne

Max

Max war auch aus dem Tierheim. Ich wohnte mit meinen Kindern noch im Haus meiner Mutter und nun wollte sie einen Hund haben. Meine Zeit mit Hunden war erst einmal vorbei, ich war alleinerziehend und hatte mit drei Kindern genug zu tun. Aber ich fuhr mit den Kindern ins Tierheim und wir suchten einen etwa 4 Monate alten Terriermischling aus. Er war lustig und unerschrocken, schwarz-weiß mit lockig-zotteligem Fell. Max blieb nicht lange bei meiner Mutter, sie gab ihn etwa 2 Jahre später ab. Mir hat sie ihn nicht angeboten, denn dann wäre er ja trotzdem im Haus gewesen. Sie wollte ihn einfach nicht mehr haben.
Leider gibt es von ihm kein Foto.
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Spinne

Max

Dieser Max war meiner. Nach fast zehn Jahren Hundelosigkeit habe ich dem Wunsch meines jüngsten Sohnes nachgegeben und wir haben uns wieder einen Hund geholt. Dieser sollte auch Max heißen, in Erinnerung an den letzten Max, der der Oma gehört hatte und der dann doch wieder abgegeben wurde. Wir entschieden uns für einen "Jungen Gebrauchten".

Eine völlig überforderte junge Familie hatte ihren knapp vier Monate alten Bullterrier-Mischling abzugeben. Knuffig und robust genug um mit einem Zehnjährigen die Gegend unsicher zu machen, zog er bei uns ein. Zu diesem Zeitpunkt, Anfang der 90er Jahre, scherte sich niemand um einen "Kampfhund". Das ist ja auch eher eine Berufsbezeichnung als eine Hunderasse. Max versprühte wirklich eine unbändige Energie und Herzlichkeit, wurde von allen Familienmitgliedern gleichermaßen erzogen und geliebt. Jeder nahm ihn mal mit, zu Freunden, zum Fahrad fahren, zum Baden. Dadurch wurde er ein "Hansdampf in allen Gassen", er war in der Nachbarschaft bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund.

Ein Nachbar im Nebenhaus hatte einen kleinen unerzogenen Chihuahua, der jedes mal versuchte mächtig herumzu"brüllen", wenn er einen anderen Hund sah. Eines Tages brüllte Max zurück. Mein Sohn erzählte mir kurz davon, es war nicht der Rede wert. Ein paar Tage später sprach mich unser Tierarzt an: "Hat Max den ... gebissen?" Er erzählte mir, dass dieser Nachbar in seine Praxis gekommen sei und darauf bestanden hatte, für seinen Hund eine "Schockspritze" zu bekommen, weil Max diesen gebissen hätte. Der Hund war gesund, hatte keinen Kratzer - was soll’s, meinte der Tierarzt und gab dem Hund die gewünschte Spritze. Noch ein paar Tage später bekam ich vom Amtstierarzt ein Schreiben. Wegen eines Beißvorfalls hatte er mit sofortiger Wirkung für Max eine Maulkorb- und Leinenpflicht sowie eine sofortige Vorführung des Hundes angeordnet. Ich fuhr mit Max zum Amtstierarzt und er nahm ihn alleine mit auf den Flur. Ich habe keine Ahnung, was er sehen wollte. Dann kam er wieder in den Raum, fragte nach dem "Vorfall" und ich erzählte ihm alles, was ich darüber wusste. Als ich ihm sagte, dass es sich dabei um einen kleinen Chihuahua handelt, musste er lachen und gab zu, dass dieser Nachbar "nun zwei von dieser Sorte besitzen würde" wenn Max ihn tatsächlich gebissen hätte. Maulkorb- und Leinenzwang wurden sofort aufgehoben. Dieser Nachbar hatte auch einmal eine Anzeige gemacht weil mein Sohn, bei einer Schneeballschlacht vor dem Haus, sein Auto mit einem Schneeball getroffen hatte.

Natürlich kümmerte in erster Linie ich mich um Max. Meine Kinder waren auch eine große Hilfe und auch für sie war Max eine Hilfe. Durch einen Hund kann man lernen Verantwortung zu übernehmen, über den eigenen Tellerrand zu schauen, Mitgefühl zu entwickeln und sich in andere hinein zu versetzen. Jeder wusste, dass Max sich am wohlsten zuhause fühlte. Wenn er also zu Freunden mitgenommen wurde, dann konnte man an dem von ihm eingenommenen Platz (direkt vor der Tür) erkennen, wann er müde war und schlafen wollte. Damit "seine Leute" aber nicht ohne ihn gehen konnten, legte er sich dort hin, so dass er wach wurde sobald jemand das Zimmer verließ. Nun wurde es höchste Zeit, den Heimweg anzutreten und auch die schönste Chill- und Abhängsession war beendet.

Max lief auch gern am Fahrrad, aber eben nicht mit jedem. Wenn er keine Lust hatte, mit einem von den Jungs zu laufen, dann legte er sich einfach hin und man hätte ihn quer durch die Stadt ziehen können. Einmal war ich auf der Straße mit ihm unterwegs und hörte immer ein komisches Klicken auf dem Asphalt. Ich schaute mir seine Pfoten an, fand eine Reißzwecke, die er sich eingetreten hatte, zog sie heraus und wir fuhren weiter. Die angebliche Schmerzunempfindlichkeit eines Soka (sogenannter Kampfhund) wird schnell als Lüge entlarvt, wenn der Gute zum Tierarzt muss um eine Spritze zu bekommen.

Spätestens jetzt zeigte Max, dass zumindest einer seiner Vorfahren eine Fußbank gewesen sein musste, er blieb stocksteif und schwer wie eine Ölplattform einfach vor der Tür stehen. Üblicherweise musste ich mir dann die 25 Kilo Lebendgewicht unter den Arm klemmen, um ihn auf den Untersuchungstisch zu verfrachten. Dort stand er schlotternd und zitternd in Erwartung eines grausamen Todes.

Max konnte ich zur damaligen Zeit überallhin mit nehmen, es gab keine Einschränkungen oder Verbote. Wir fuhren kreuz und quer durch Deutschland, besuchten Freunde und Verwandte, gingen in Gaststätten, machten zusammen Urlaub. Nie gab es irgendwo Probleme.

Bekannte hatten damals einen Wurf Yorkshire Terrier. Wenn ich dort zu Besuch war und die Welpen herumwuselten, stand Max mittendrin und traute sich nicht, auch nur eine einzige Bewegung zu machen, schließlich wollte er die Kleinen nicht zertreten. Ebenso verhielt er sich mit jungen Katzen. Immer wieder hatten wir verwaiste, weggeworfene und gefundene Kätzchen. Jeder kennt bestimmte die kleinen, wie Klettverschlüsse funtionierenden, Krallen, wenn die Lütten versuchen, am Hossenbein hoch zu klettern. Auch Max kam in diesen zweifelhaften Genuss, er hatte allerdings keine Hosen an. Auch hier blieb er stocksteif stehen und veranlasste mich mit flehendem Blick, die kleinen pieksenden Dinger von ihm abzusammeln.

Max war ein Held, dachte er zumindest. Wie ein testosterongesteuerter Halbwüchsiger, am liebsten mit Goldkettchen behangen, wirkte er, wenn er auf andere Rüden traf. Zumindest wenn sie gleich groß oder größer waren. "Pass auf Alta! Isch weiß wo dein Haus wohnt!" schien er schon von weiten zu "brüllen". Und das funktioniert offensichtlich auch bei Hunden sehr gut. Ließ sich jemand davon nicht beeindrucken, kannte er keine Gnade und lief einfach weiter. Wirklich Lust zum Kämpfen hatte er ohnehin nicht.

Max wurde immer älter und ruhiger. Die letzten zwei Jahre war er blind und musste deswegen meist an der Leine laufen. In Neukölln traf ich eines Tages auf eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes. Sie erboste sich sofort, dass der Hund keinen Maulkorb trug und gab mir die Auflage, ihn innerhalb von drei Werktagen beim Amtsveterinär vorzustellen. Als ich das Büro betrat, kam als Erstes: "Ach nee, das glaub ich jetzt nicht!" Der Veterinärdirektor gab mir sofort die Befreiung von Leine und Maulkorb und weil ich das für den nächste übereifrigen "Ordnungsmenschen" gern schriftlich haben wollte, musste ich zwanzig Euro Gebühr für die schriftliche Ausfertigung hinblättern.

Max´ Mutter war eine Bullterrier-Hündin und der Vater ein Pitbull, streng genommen war er also sogar zwei "Kampfhunde". Mir wurde bescheinigt, dass er ein American-Bulldog-Mischling sei, denn diese standen nicht auf der schwarzen Liste. Da kann man mal wieder sehen, wie schnell und einfach doch die - ach so klug durchdachten - Gesetze unserer gewählten Volksvertreter umgangen werden können. Ich brauchte die Bescheinigung nie vorzeigen - ein paar Monate später hatte Max einen Schlaganfall und ich musste ihn durch den Tiernotarzt einschläfern lassen.
Max wurde 13 Jahre alt.

Kerze   SchattenMaxSchatten SchattenMax mit Josie, Tarzan und einem gefundenen Igel beim FressenSchatten SchattenMax in seiner LieblingskampfstellungSchatten SchattenMax und JosieSchatten SchattenMaxSchatten SchattenMaxSchatten SchattenMaxSchatten SchattenMax und JosieSchatten SchattenMax und JosieSchatten
SchattenDie KampfhundbescheinigungSchatten  Kerze  



Spinne

Speedy

Speedy gehörte den Bekannten mit dem Wurf Yorkis. Die Welpen sollten alle verkauft werden, um vom Erlös immer wieder die unterschiedlichsten materiellen Bedürfnisse dieser Familie zu erfüllen. Einer der potenziellen Käufer hatte gerade nicht das Geld zusammen. Speedy, alias Bienchen, war drei Monate alt und durfte nicht mehr bei ihrer Mutter trinken, weil diese gerade eine Spritze gegen irgendwelche Milben bekommen hatte. So wurde ich gefragt ob ich den kleinen Welpen für ein paar Tage oder zwei Wochen nehmen könne.
Klar konnte ich.

Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich Yorkshire Terrier überhaupt nicht als Hunde wahrgenommen. Ja, manchmal sehen sie süß aus, aber meistens waren das kläffende Felle, die an einem Ende einer Flex-Leine befestigt waren. Diese Welpen hatte ich seit ihrer Geburt schon mehrfach gesehen und jetzt sahen sie aus, wie eine Mischung aus Meerschweinchen und Ewok.

Ich gestehe:
Es dauerte exakt einhundertdreiundsiebzig Minuten und wir beide waren unsterblich ineinander verliebt.
Da machste nix!

Am nächsten Tag legte ich das Geld auf den Tisch und nun hatte ich wieder zwei Hunde. Speedy und Max mochten sich auf Anhieb und gaben ein sehr interessantes Gespann ab. Der coole, in sich ruhende, gefährlich aussehende "Kampfhund", offensichtlich mit einer Fußbank als unmittelbarem Vorfahren und die kleine, kaum greifbare und flummiartig herumspringende Fellkonstruktion um einen Terrier herum.

Speedy hatte von Anfang an einen Magneten eingebaut. Dieser machte es ihr unmöglich, sich mehr als acht Meter oder zehn Minuten dauerhaft von mir zu entfernen. Dadurch brauchte ich von Anfang an auch keine Leine für sie. Selbst in der größten Menschenmenge umkreiste sie mich in einem Radius von etwa acht Metern und so manch einer fragte laut, wem denn dieser arme kleine Hund gehöre, womöglich war er ausgesezt und auf der Suche nach seinem Besitzer?

Speedy war der klassische Terrier, lebhaft, fröhlich, klug. Stundenlang konnte sie einem Ball hinterherlaufen und ihn wieder zurückbringen. Auch am Fahrrad zu laufen bereitete ihr einen Heidenspaß. Während Max, der Bullterrier-Mix, nach einer halben Stunde das Tempo deutlich drosselte, hüpfte sie fröhlich umher, mal vor mir, mal hinter mir. Sie war sehr gern im Wasser, konnte aber nicht weit schwimmen. Durch einen Defekt an ihrer Luftröhre, fiel diese bei Aufregung zusammen und Speedy musste dann nach Luft schnappen. Wenn dies im Wasser geschah, konnte das gefährlich werden.

Eines Tages im Januar lief ich mit Speedy und Max am Britzer Zweigkanal entlang. Für gewöhnlich war sie immer zu sehen, aber an diesem Tag stimmte etwas nicht. Ich lief zurück um sie suchen. Ich hätte keine Minute später da sein dürfen, ihre spitze Schnauze ragte gerade noch senkrecht aus dem Wasser und ich konnte sie an den Barthaaren greifen und die Böschung heraufziehen. Ich stopfte Speedy unter meine dicke Daunenjacke an und lief schnell nachhause. Dort angekommen, wickeltelte ich sie in eine warme Decke und sie schlief vor Erschöpfung drei Stunden lang. Dann war sie wieder fit, hatte nicht einmal eine Erkältung.

Speedy mochte keine anderen Hunde. Max war ihr Freund, ihn sah sie wohl nicht als Hund an. Normalerweise hatte sie Angst und so geschah es, dass sie eines Tages weg lief, als uns drei große Hunde entgegen kamen. Sie wollte schnellstens nachhause rennen, es war ja nicht weit. Leider führte der Rückweg über eine Straße und ich sah von Weitem ein Auto langsamer werden und anhalten. Puh! - dachte ich, Glück gehabt!

Als ich an die Straße kam, lag sie leblos im Rinnstein, Blut lief aus ihrem Maul. Ich nahm meinen vermeintlich toten Hund auf. Kurz vor der Haustür zog sie einmal ganz tief Luft ein und mir fiel ein ganzer Steinbruch vom Herze! Es war Karfreitag und ich hatte mein Auto verliehen. Schnell organisierte ich ein Fahrzeug und einen Fahrer, um in die Tierklinik zu fahren. Vorsichtshalber hatte ich Speedy in ein großes Badetuch gepackt, falls unterwegs der endgültige und erlösende Blutschwall kommen sollte. Die Fahrt dauerte fast eine ganze Stunde und ich habe mir Speedy in dieser Zeit genau angeschaut. Sie hatte sich die Zunge durchgebissen und es war kein Knochen gebrochen. Fünf Minuten bevor wir in der Klinik ankamen, kam Speedy wieder zu Bewusstsein und mein erster Gedanke war, direkt zurück nachhause zu fahren.

Ich saß dann doch fast zwei Stunden im Warteraum. Niemand in der Klinik hielt es für nötig, sich den gerade angefahrenen Yorki anzuschauen. Sie stand ganz offensichtlich unter Schock und hechelte sehr stark, die ganzen fremden Hunde bereiteten ihr zusätzliche Angst. Speedy hätte in dieser Zeit, wenn sie denn schwer verletzt gewesen wäre, zehnmal sterben können. Als endlich die Untersuchung kam, erklärte man mir, ich sollte den Hund über Nacht zur Beobachtung dort lassen. Ich weigerte mich, denn tief in mir wusste ich, dass sie dann die Nacht nicht überleben würde – neben anderen Hunden, in fremder Umgebeung und ohne mich. Ganz klar lies der Tierarzt durchblicken, für wie verantwortungslos er mich hielt und es war mir völlig egal.
Für diese "Untersuchung und Behandlung" verlangte man 460,00 Euro.

Am nächsten Tag traf ich Hundebesitzer aus der Nachbarschaft, die den Unfall mit angesehen hatten. Sie standen mit offenem Mund da, als sie Speedy munter über die Wiese laufen sahen. Ich verwies auf "Friedhof der Kuscheltiere" von Stephen King. Tatsächlich hatte Speedy neben einem Loch in der Zunge einen großen Bluterguss am Brustkorb.

Nach ihrerer Läufigkeit hatte Speedy immer Milch und so hat sie etwa acht Katzenbabies gesäugt und sich um sie gekümmert. Immer wieder gab es junge, ausgesetzte Katzen, die ihren Weg zu mir fanden.

Im Alter von sieben Jahren bekam Speedy Tumore an ihren Milchleisten. Beide wurden später im Abstand von sechs Wochen komplett entfernt. Der Tierarzt kannte uns und dadurch konnte ich Speedy bis in den OP begleiten und sie sofort danach wieder in die Arme schließen. Auch hier kam eine längere Trennung nicht in Frage. Selbst diese schweren Eingriffe konnten Speedys Lebensfreude nicht trüben.

Damals hatte ich sehr wenig Geld und habe für Speedy eine eigene Webseite erstellt um Spenden für die Operation zu sammeln. Die Tierarztkosten habe ich dann abgestottert.

Einmal musste ich zum Tierarzt weil Speedy kaum noch atmen konnte, ihre Lungen waren voller Wasser. Ich bekam Herz- und Wassertabletten mit nachhause, sollte diese für die kommende Nacht nach Gutdünken dosieren. Gleichzeitig gab mir der Tierarzt Instruktionen, wie ich Speedy, sollten die Medikamente nicht helfen, das Sterben erleichtern könnte. Sie überlebte diese Nacht und fortan bekam sie die Medikamente regelmäßig.

Später hatte ich die Möglichkeit, Speedy in der Mittagspause von zuhause zu holen, damit sie den Nachmittag mit mir auf Arbeit verbringen konnte. Etwa vier Monate bevor dort mein Arbeitsvertrag auslief, ging es Speedy immer schlechter. Sie wollte seit Tagen nicht mehr fressen, hatte keine Lust und am Ende auch keine Kraft mehr, spazieren zu gehen. Ihr hell klingendes Begrüßungsritual, wenn ich nachhause kam, hatte sie auf ein freundliches Schwanzwedeln reduziert. 13 Jahre tagein und tagaus treue, kleine fusselige Begleiterin an meiner Seite war Speedy fertig mit ihrem Leben. Ich wusste es schon seit etwas mehr als einer Woche und wollte es natürlich nicht wahr haben! Ich wusste es tief in meinem Herzen, wenn ich ihr in die Augen geschaut habe. Und sie wusste, dass ich es wusste. 13 Jahre verbinden – man kennt sich.

So hatte ich ein wenig Zeit, mich darauf vorzubereiten und ihr zu sagen, dass sie gehen kann, wenn es so weit ist. Ich war noch beim Tierazt und dieser wollte ihr am nächsten Tag die Gebärmutter entfernen, da er hier die Ursache allen Übels vermutete. Nun ja, lang an meinen Rücken gelegt und noch warm habe ich sie mitten in der Nacht vorgefunden. In all meinem Schmerz überglücklich darüber, dass es genau SO gekommen ist.

Zu Speedy hatte ich ein ganz besonders inniges Verhältnis. Ich liebte sie unglaublich stark, so dass meine inzwischen erwachsenen Kinder sich große Sorgen machten, wie ich es überstehen würde, wenn Speedy stirbt.
Es ging.
Speedy wurde 13 Jahre alt.

Kerze   SchattenSpeedySchatten SchattenSpeedy singt unterm WeihnachtsbaumSchatten SchattenSpeedy säugt unterm WeihnachtsbaumSchatten SchattenPorträtSchatten SchattenPorträtSchatten
SchattenPorträtSchatten SchattenPorträtSchatten SchattenSpeedy und JosieSchatten SchattenSpeedy und MaxSchatten SchattenSpeedy und GimlySchatten
SchattenSpeedy und ViktorSchatten SchattenSpeedy hilft beim PilzesuchenSchatten SchattenSpeedy schläftSchatten SchattenSpeedy und der TumorSchatten Kerze



Spinne

Lizzy, die zweite

Nachdem Speedy gestorben war, wollte ich so schnell keinen neuen Hund. Mein Arbeitsvertrag lief noch vier Monate und es sind einfach keine guten Voraussetzungen für eine Eingewöhnung, wenn niemand zuhause ist.

Drei Wochen habe ich es ohne Hund ausgehalten, dann begab ich mich auf die Suche. Im Tierschutz habe ich sie gefunden - Lizzy, eine 3-jährige Yorkshire-Mischlingshündin in einem spanischen Tierheim. Ich habe mich als neues Frauchen beworben und sie sollte in etwa zwei Wochen nach Deutschland kommen. Den Link zur Webseite hatte ich verschickt und allen ganz stolz gezeigt: "Seht mal, das ist mein neuer Hund."

Ein Hausbesuch von einer Mitarbeiterin des Tierschutzes war vereinbart.
Und dann kam ein Anruf:
"Die Hündin ist am Montag im Tierheim in Spanien kastriert worden und am Mittwoch verstorben."
Lizzy wurde 3 Jahre alt und ich habe sie nie streicheln können.
Kerze



Spinne

Konrad

Ich war todunglücklich nachdem ich Lizzy, die kleine Spanierin nicht kenenlernen durfte. Meine Freundin, sie hatte sich kurz vorher eine Second-Hand-Yorki-Hündin zugelegt, schickte mir einen Link zu einem sieben Monate alten Yorki-Rüden. Er war "übriggeblieben" bei einer Hobbyzüchterin, weil er für einen Yorkshire-Terrier nicht klein genug war und niemand ihn haben wollte. Natürlich verliebte ich mich sofort in ihn und nach ein paar Telefonaten ging es nach der Arbeit meinem neuen Hund entgegen. Wir trafen uns auf einem Parkplatz und mir wurde ein fürchterlich riechender, total verängstigter Hund übergeben.

Einen Namen hatte er nicht. Zitat: "Ach, wenn wir die anderen gerufen haben, kam der auch immer."
ich hatte viel Arbeit vor mir und zwei Wochen Urlaub mussten erst einmal reichen.

Konrad hatte Angst vor fast allem, besonders vor Männern und er kannte nichts, was ein junger Hund in seinem Alter kennen sollte. Er liebt Hunde, insbesondere Rottweiler! Kein Hund ist ihm zu groß oder zu schnell – jeden muss er kennenlernen. Das war manchmal recht anstrengend.

Bald geht es weiter...

SchattenGanz frisch bei mir angekommenSchatten SchattenKonrad und JosieSchatten SchattenKonrad hat ein Quietsche-Schwein erlegt!Schatten SchattenKonrad ist in einen Ärmel gekrochenSchatten
SchattenDer WelpiSchatten



Spinne